Besonderheiten der Waldorfschule

Sozialer Klassenverband

Die Kin­der der Wal­dorf­schu­le Liech­ten­stein sind über alle neun Schul­jah­re hin­weg in ihrer Klas­se zusammen.

Hauptunterricht in Epochen

Jeder Schul­tag beginnt mit dem Haupt­un­ter­richt, der vom Klas­sen­leh­rer betreut wird. Ein Lern­ge­biet, z.B. Mathe­ma­tik ist dabei peri­odisch durch eini­ge Wochen hin­durch im Mit­tel­punkt. Damit wird eine Ver­tie­fung, ein rasches Wei­ter­füh­ren des glei­chen Gegen­stan­des und die Kon­zen­tra­ti­on der Kräf­te erreicht. Es ent­steht ein stär­ke­rer Bezug zum The­ma. In Epo­chen wer­den Fächer wie Deutsch, Geschich­te, Geo­gra­phie, Natur­kun­de und Mathe­ma­tik erteilt.

Fachunterricht

Der Fach­un­ter­richt wird in wöchent­lich wie­der­keh­ren­den Stun­den nach dem Haupt­un­ter­richt gege­ben. Zu die­sen Fächern gehö­ren Fremd­spra­chen, Hand­ar­beit, Tur­nen, Musik, Euryth­mie, Übungs­stun­den in Deutsch und Mathe­ma­tik, Wer­ken, Malen etc.

Quartalsfeier

Vier­tel­jähr­lich fin­den so genann­te Quar­tals­fei­ern statt, an denen die Schü­ler auf der Büh­ne Inhal­te aus dem künst­le­ri­schen Unter­richt oder ihren letz­ten Epo­chen vor­füh­ren. Damit wird der Öffent­lich­keit und den Eltern ein Ein­blick in das Schaf­fen der ver­gan­gen Zeit gege­ben. Es geht dabei nicht um eine büh­nen­rei­fe Show. Der Ent­wick­lungs­ver­lauf einer Klas­se und die Fort­schrit­te von Quar­tals­fei­er zu Quar­tals­fei­er kön­nen so unmit­tel­bar mit­er­lebt wer­den. Früh ler­nen die Kin­der den natür­li­chen Umgang vor Publi­kum. Es wird auch beson­de­rer Wert auf die Spra­che gelegt. Bei­trä­ge aus allen Klas­sen geben ein rich­ti­ges Pan­ora­ma über die Viel­falt der Themen.

Spezielle Fächer

Eurythmie

Euryth­mie ist eine Bewe­gungs­kunst, die Musik und Spra­che sicht­bar wer­den lässt. In der Musik sind es Ele­men­te wie Takt, Rhyth­mus, Melo­die, Ton­hö­he oder Inter­val­le, in der Spra­che und Dich­tung aber Lau­te, Vers­mas­se oder see­li­sche Stim­mun­gen, die ihrem Cha­rak­ter gemäss in Bewe­gun­gen umge­setzt wer­den. Weil sich so der gan­ze Mensch in sei­ner leib­li­chen, see­li­schen und gei­sti­gen Natur bewegt, wirkt Euryth­mie har­mo­ni­sie­rend und gesun­dend auf die gesam­te Ent­wick­lung des Kindes.

Orchester

Alle Schü­ler ab der 6. Klas­se, die auch aus­ser­halb der Schu­le Instru­men­tal­un­ter­richt neh­men, spie­len im Schul­or­che­ster mit. Es fin­det bei uns kei­ne Aus­wahl „der Besten“ statt, die die Schu­le musi­ka­lisch prä­sen­tie­ren, son­dern jedes Kind mit sei­nem indi­vi­du­el­len Instru­ment wird in das Orche­ster inte­griert. Des­halb erle­ben Sie bei uns zum Bei­spiel, dass eine Gei­ge, eine Zieh­har­mo­ni­ka und ein Hack­brett im Orche­ster zu fin­den sind.

Fremdsprachen

An der Wal­dorf­schu­le in Scha­an wer­den von der ersten Klas­se an die Fächer Eng­lisch und Fran­zö­sisch unter­rich­tet. Ab der 7. Klas­se kön­nen die Kin­der der­zeit Rus­sisch als Wahl­fach wählen.

War­um zwei Spra­chen schon ab der ersten Klas­se? Anhand von Gedich­ten, Lie­dern, Dia­lo­gen und Spie­len wer­den Grund­la­gen an Wort­schatz, Aus­spra­che, Rede­wen­dun­gen etc. erwor­ben. Es geht dabei nicht um „mög­lichst viel, mög­lichst früh“ son­dern um die Begeg­nung mit einer ande­ren Spra­che, um das Ein­tau­chen in einen ande­ren Sprach­strom, wodurch das Innen­le­ben des Kin­des erwei­tert, das Zuhö­ren geschult, die Natür­lich­keit und Beweg­lich­keit im Umgang mit Anders­ar­ti­gem ent­wickelt und durch wie­der­ho­len­des Üben sei­ne Wil­lens­kräf­te her­an gebil­det wer­den. Erst in den obe­ren Klas­sen geht es dar­um, das Beherr­schen der Spra­chen mög­lichst weit zu ver­voll­komm­nen. Pro­jek­te mit Klas­sen in ande­ren Län­dern sind in der 8. und/oder 9. Klas­se immer eingeplant.

Kunsterziehung

Kunst­er­zie­hung ist im gesam­ten Lehr­plan ver­an­kert. Damit soll der Per­sön­lich­keits­ent­fal­tung des jun­gen Men­schen im umfas­sen­den Sin­ne Rech­nung getra­gen wer­den. Durch stän­di­ges eige­nes schöp­fe­ri­sches Arbei­ten und Üben im Pla­sti­zie­ren, Malen, Zeich­nen, Musi­zie­ren, Schau­spie­len (Klas­sen­spiel in der 8. Klas­se) und in Euryth­mie arbei­tet der jun­ge Mensch sehr an sei­ner Persönlichkeitsentwicklung.

Musikerziehung

Jedes Kind trägt in sich eine musi­ka­li­sche Grund­be­ga­bung, wel­che zur Ent­fal­tung gebracht wer­den will. Wenn das Kind zu einem an Leib, See­le und Geist gesun­den Men­schen her­an­wach­sen soll, ist die Bedeu­tung einer rich­ti­gen musi­ka­li­schen Schu­lung uner­läss­lich. Auch hier geht es nicht dar­um, einen Musi­ker her­an­zu­zie­hen, son­dern Musik gleich­zei­tig als Mit­tel zur Denk‑, Gefühls- und Wil­lens­er­zie­hung ein­zu­set­zen. Schon ab der ersten Klas­se bekommt das Kind eine Bezie­hung zu Instru­men­ten (Lei­er, Flö­te etc.).

Handarbeit

Der Hand­ar­beit wird ein ganz beson­de­res Gewicht bei­gemes­sen. Wir durch­schau­en heu­te auf­grund der Tech­ni­sie­rung viel­fach Arbeits­ab­läu­fe nicht mehr. Damit kön­nen wir uns auch nicht mehr mit unse­ren Auf­ga­ben ver­bin­den. Der Hand­ar­beits­un­ter­richt ist so auf­ge­baut, dass zum Bei­spiel in der ersten Klas­se das Stricken so ein­ge­führt wird, dass das Kind zuerst sein Werk­zeug, die Nadel, aus Holz sel­ber her­stellt. Ein frei erzähl­tes Mär­chen führt dann das Kind zum Gegen­stand, der nun ent­ste­hen soll (z.B. Kleid des Hir­ten). So kann eine wich­ti­ge Ver­bin­dung zum Arbeits­ge­gen­stand ent­ste­hen. Hand­ar­beit bie­tet auch Mög­lich­kei­ten, die Phan­ta­sie­kräf­te anzu­re­gen, den Kon­takt zu Natur­ma­te­ria­li­en und den Umgang mit Far­ben zu erle­ben. Es geht nicht nur um Stoff­ver­mitt­lung und das Erler­nen von Fähig­kei­ten, son­dern auch um die Men­schen­bil­dung. Erkennt­nis­se, dass Geschick­lich­keit mit den Hän­den (Moto­rik und Fein­mo­to­rik) auch Ein­fluss auf das „Be-grei­fen“ von z.B. von Mathe­ma­tik hat, ist eine wei­te­re Sicht­wei­se, die die Bedeu­tung des Hand­ar­beits­un­ter­rich­tes aufzeigt.

Werken

Wer­ken wird ab der 5. Klas­se bei uns gege­ben. Buben und Mäd­chen arbei­ten anfäng­lich mit Holz. Die Kin­der ler­nen die Mate­ria­li­en ken­nen, die sie bear­bei­ten und den rich­ti­gen Umgang mit den Werkzeugen.

Ein wich­ti­ger Aspekt ist immer, eine dem Ver­wen­dungs­zweck des Gegen­stan­des ange­mes­se­ne, künst­le­risch durch gestal­te­te Form zu fin­den. Die Werk­stücke sind so ange­legt, dass sie kei­ne Auf­be­wah­rungs- oder Weg­werf­stücke wer­den, son­dern im täg­li­chen Leben Ver­wen­dung finden.

Der jun­ge Mensch erlebt so das Sinn­vol­le sei­nes Tuns und kann sich damit bes­ser ver­bin­den. In der 9. Klas­se wer­den in Epo­chen ver­schie­de­ne Hand­wer­ke wie, Papier­schöp­fen, Buch­bin­den, Korb­flech­ten, Kup­fer­trei­ben, Schmie­den und Töp­fern gegeben.

Turnen

Das eigent­li­che Tur­nen fängt mit der 4. Klas­se an. In den ersten Klas­sen pfle­gen die Kin­der volks­tüm­li­che Spie­le, die einer­seits dem Bewe­gungs­be­dürf­nis der Kin­der gerecht wer­den, ande­rer­seits dazu bei­tra­gen, dass sich die Kin­der gegen­sei­tig erle­ben und dar­aus eine Klas­sen­ge­mein­schaft entsteht.

Religionsunterricht

Ab der zwei­ten Schul­stu­fe bie­ten wir für alle Klas­sen einen christ­li­chen Reli­gi­ons­un­ter­richt an, der an kei­ne bestimm­te Kon­fes­si­on gebun­den ist.

Schauspiel

In der 8. Klas­se erar­bei­ten sich die Schü­ler ein Thea­ter­stück. Dabei wer­den auch sämt­li­che Arbei­ten an den Kostü­men, dem Büh­nen­bild und der Büh­nen­aus­ge­stal­tung in eige­ner Arbeit gelei­stet. Das Schau­spiel wird öffent­lich auf­ge­führt, was zusätz­lich eine beson­de­re Her­aus­for­de­rung darstellt.

Die­se Zeit der Vor­be­rei­tun­gen und des Pro­bens ist immer wie­der auch eine Prü­fung des sozia­len Gefü­ges der Klas­se. Etwas gemein­sam durch­tra­gen, Stär­ken und Schwä­chen von sich selbst und den Mit­schü­lern erken­nen, akzep­tie­ren und damit umge­hen ler­nen, sind nur eini­ge Lern- und Erfah­rungs­si­tua­tio­nen in die­sem Prozess.